Erlebnisbericht eines Musikers zur Barweilerwallfahrt 2010

Ich habe versucht, einige Gedanken und das was mich bewegt aufzuschreiben. Dabei ist es nicht so von Bedeutung, ob ich an alles gedacht habe. Ich habe nur versucht, meine Eindrücke auf der Wallfahrt von Steckenborn nach Barweiler, kurz Barweilerwallfahrt oder nur „Barweiler“, und zurück wiederzugeben.

So fiebere ich dem ersten Sonntag im Oktober entgegen, wenn es um 7.30 Uhr endlich losgeht. Vorher wird an vielen Stellen organisiert; so muss telefoniert werde ob und wer von den Musikern mitgeht. Dann werden Musik-Proben festgelegt bei denen schon das erste Gefühl von Barweiler hochkommt. Die Tour incl. Verkehrssicherheit Brudermeister, Karre …., muss am 1. Sonntag im Oktober bereitstehen und alles muss organisiert sein.

In der heutigen Zeit werde ich häufig gefragt, was tust du dir an. Ist das noch zeitgemäß? Unabhängig von der Bewegung „Jakobsweg“ ist für mich Barweiler körperlich anstrengend, aber ansonsten „Seele baumeln lassen“ und ich habe die Erfahrung gemacht, entweder man geht einmal mit und nie wieder oder man ist von „Barweiler infiziert“, d.h. Barweiler und die Prozession sowie die Menschen die man dort trifft kommen im Laufe des Jahres immer wieder in den Gedanken und Überlegungen vor und man freut sich darauf.

Am 3. Oktober war es dann wieder so weit. Dann beginnt es Tage vorher, alles zurecht zu machen, Schuhe, Rucksack, Musikinstrument , Regensachen…

Am Sonntagmorgen früh aufstehen, anziehen, frühstücken und um 7.00 Uhr in Steckenborn sein. Dort ist dann hl. Messe. Hier steht der Traktor mit Begleitkarre von Otto Stollenwerk und ich gebe meine Tasche /Rucksack ab, die dann mit der Karre transportiert werden. Die Karre und einige Autos begleiten uns während der 4 Tage nach Barweiler und zurück.

In freudiger Erwartung stehe ich dort und warte noch auf weitere Ankömmlinge/ Pilger, die man von den letzten Wallfahrten bereits kennt. Wenn die Messe um ca. 7.30 Uhr aus ist geht es sehr schnell los in Richtung Barweilerkapelle/Woffelsbach. Bis zur Barweilerkapelle werden wird noch von vielen Steckenbornern begleitet, die anschließend wieder nach Hause gehen und während die Prozession durch Steckenborn geht, stehen an vielen Fenstern Leute die uns zuwinken und uns sicher einen guten Weg wünschen. Ich glaube, hier sind auch sehr viele, die gerne mitgehen würden aber aus vielerlei Gründen es in diesem Jahr nicht schaffen.

Wenn wir die Kapelle hinter uns haben sind wir richtig auf dem Weg nach Barweiler. Unten in Woffelsbach angekommen gibt es an vielen Stellen ein freudiges Hallo und guten Morgen, meistens nach einem Jahr, denn die meisten der Pilger trifft man nur während der 4 Tage Barweiler. In Woffelsbach besteigen wir dann ein Schiff, was uns über den Rursee zum Kermeter übersetzt. Hier wird das erste Mal gezählt, wie viele Pilger in diesem Jahr dabei sind. In diesem Jahr waren es 117 Pilger, die den Weg auf sich nehmen.

Die Wanderung den Kermeter hoch ist für mich immer etwas besonderes: es ist noch kalt und neblig, die Sonne versucht mit ersten zarten Strahlen „hallo“ zu sagen.

Vor 3 Jahren lag der Weg noch im Nebel und als wir in Richtung Parkplatz im Kermeter gingen drückte die Sonne die ersten Strahlen durch. Die, die es gesehen haben, erzählen heute noch immer davon. Ich bin überzeugt davon, so etwas sieht man nur, wenn man früh auf den Beinen ist und auf dem Weg nach Barweiler. Bisher war die erste Rast immer an der Schutzhütte „Schwarzes Kreuz“ auf dem Kermeter. Jetzt müssen wir bis zum Parkplatz gehen, denn nur bis dort darf Otto mit der Begleitkarre fahren; der „Nationalpark lässt grüßen“. Ab da werden die beiden Verkehrsbegleiter das erste Mal aktiv. Zum Glück ist auf der Straße im Kermeter zu der Zeit noch wenig Autoverkehr. Es ist schon toll, wie die Beiden, teilweise im Laufschritt vor und hinter der Prozession helfen, damit der Verkehr reibungslos geregelt ist und die Prozession sicher ihren Weg gehen kann. Am Barweilerkreuz wird dann angehalten und gebetet und dann geht es mit Riesenschritten zur Mittagspause nach Wolfgarten. Dort ist dann ein Stunde Pause und die, die Mittagessen wollen, können dort lecker zu Mittag essen und, wer will, auch das erste Bierchen trinken. Viele nutzen in diesem Jahr bei herrlichem Wetter den Garten und haben vor und neben dem Haus draußen Rast gemacht.

Nach der Pause gehen wir noch ein Stück Landstraße bevor wir die Hauptstraße in den Wald Richtung Kall-Heistert überqueren. An der Verkehrsinsel ist vor einigen Jahren ein Motorradfahrer mit seinem Motorrad umgekippt. Just zu diesem Zeitpunkt stand Ulli Braun, der den Autoverkehr regelte, neben dem Motorradfahrer. Wehe, wer Böses behauptet, Ulli Braun hätte den Motorradfahrer umgestoßen. Immer wenn ich an der Insel vorbeikomme, muss ich daran denken und lachen.

Dann geht es ein langes Stück durch den Wald bevor wir, wenn wir aus dem Wald kommen die Windräder und das Gewerbegebiet von Kall und die Kirche von Keldenich zum ersten Mal sehen. Am frühen Nachmittag überqueren wir die Straße von Kall nach Wallentaler Höhe und kommen dann einige Zeit später an unserer nächsten Rast an der Gaststätte in Kall-Heistert an. Vor der Gaststätte überquert die Prozession eine Eisenbahnlinie, und in einem Jahr ist es tatsächlich passiert, dass während die Prozession die Gleise überquerte, sich das kommen eines Zuges ankündigte. Die Signalleuchten leuchteten auf und die Schranken begannen sich zu senken, und das nicht nur mitten in der Prozession, sondern sogar mitten in der Musikgruppe, und das noch, als die Musik gerade spielte. Dies führte dazu, dass die vordere Hälfte der Musik die Gleisen noch überqueren konnte, die hintere Hälfte vor der sich senkenden Schranke stehen bleiben musste. Unbeirrt spielte die Musik ihr Stück aber noch zu Ende, was bei den übrigen Teilnehmern für Heiterkeit sorgte.

In Kall-Heistert ist eine halbe Stunde Pause, die sehr unterschiedlich genutzt wird. Manche gehen in das Lokal, wo Brötchen, Kaffee und Kuchen verkauft werden. Andere trinken an der Theke ein Glas Bier und wieder Andere bleiben draußen auf dem Parkplatz und essen ein Butterbrot oder ein Stück Obst und trinken Wasser, Cola oder Kakao von der Karre.

Der weitere Weg führt uns am Betonmischwerk vorbei den steilen Berg hoch nach Keldenich. Dort werden wir von Verwandten von Pastor Stoffels mit einem Schild, das die Prozession grüßt, empfangen. Wenn wir Keldenich hinter uns haben gehen wir ein paar Kilometer Landstraße. Dieses Stück ist beim Sonntags-Ausflugsverkehr immer sehr viel befahren und deshalb auch sehr gefährlich. Dann fahren zwei PKW´s vor und hinter der Prozession mit Gelblicht und versuchen den Autoverkehr aufmerksam zu machen. Hinter der Abzweigung nach Steinfeld geht die Prozession in den Wald in Richtung Nettersheim. Ich bin immer froh, wenn wir die Rast kurz vor Nettersheim erreichen. Dort spielt die Musik immer einen Marsch bzw. ein weltliches Stück. Es geht dann weiter durch Nettersheim bis nach Engelgau wo uns an der Ahe-Kapelle Verwandte von Pastor Stoffels mit selbstgemachtem Schnaps empfangen. Ich finde die Idee und den Aufwand sehr lobenswert. Hier müssen wir uns einmal eine Gegenleistung von der Prozession einfallen lassen. Vor hier aus geht es dann mit Riesenschritten nach Engelgau, dem Ende unserer ersten Etappe. Kurz vor Engelgau gehen wir unter einer engen, langen Brücke hindurch. Hier lässt es sich die Musik nicht nehmen, ein Stück zu spielen, denn der Hall unter der Brücke ist einzigartig und sorgt für ein besonders ergreifendes Klangbild.

Um ca. 18.20 Uhr werden wir in Engelgau mit Glockengeläut empfangen. Dort werden viele Teilnehmer der Prozession abgeholt, da Engelgau heute nicht mehr so viele Übernachtungsmöglichkeiten bietet. Wir haben ein Quartier gegenüber der Kirche und werden dort fürstlich bedient. Nach einer warmen Dusche sind die Strapazen des ersten Pilgertages zu ertragen, obschon der erste Tag immer für mich der anstrengendste ist. Nach dem Abendessen im Quartier sind wir in der Dorfkneipe noch ein Bier trinken gegangen. Normalerweise hat die Kneipe nicht mehr geöffnet, aber Hein, der Wirt und sein Sohn haben extra für uns aufgemacht. Einige Pilger, die bisher in der Kneipe übernachtet haben, mussten sich ein anders Quartier suchen und sind auch in der Nachbarschaft fündig geworden.

Der nächste Tag beginnt mit einem kurzen Morgengebet in der Kirche. Anschließend ist der Auszug der Prozession aus Engelgau nach Barweiler. Am zweiten Tag kommen einige neue Pilger dazu, die ich von anderen Jahren größtenteils kenne und freudig begrüße. Es geht über den Fahrradweg nach Tondorf. Auf dem Teilstück geht die Sonne am Horizont auf, ein wunderschönes Bild von dem ein Foto auf der Seite der Barweilermusikanten abgelegt ist. An Tondorf vorbei geht es weiter in Richtung Rohr. Dort wurden in diesem Jahr 140 Prozessionsteilnehmer gezählt. Hinter Rohr geht es den Berg hoch in Richtung Lommersdorf. Die Pause vor Lommersdorf ist immer sehr kurz vor der Mittagspause. Eine halbe Stunde vor Zwölf treffen wir dann zur Mittagspause in Lommersdorf ein. Hier ist dann die Mittagspause, die wie immer unterschiedlich genutzt wird, die Musik sitzt zusammen an einem Tisch. Viele sitzen in der Wirtschaft und einige Pilger sitzen draußen vor der Wirtschaft und essen ein Butterbrot oder sonstige mitgebrachte Speisen. Zum Abschluß der Pause wird nach dem „Engel des Herrn“ der Weg nach Barweiler fortgesetzt. Nach einer Strecke durch Felder kommen wir anschließend im Ahrtal an. Dort überqueren wir die Straße und gehen den Ahr-Fahrradweg bis nach Ahrdorf. Hinter Ahrdorf klettern wir den Berg hoch Richtung Hoffeld. Dort machen wir die letzte Rast vor Barweiler auf einem Bauernhof. Hier erwartet uns leckerer Kuchen, Kaffee und auch eine Flasche Bier. Wenn wir dann weitergehen sehen wir in der Ferne das erste Mal Barweiler, die Nürburg und Tribünen des Nürburgrings. Jetzt geht es mit freudiger Erwartung ins Tal, wo uns die Buspilger mit dem Eifelgold-Bus erwarten und begrüßen. Nach der Begrüßung und einem kurzen Gebet geht es für heute zum letzten Mal den Berg hoch nach Barweiler. Kurz vor Barweiler kommen noch PKW-Pilger aus Steckenborn und Umgebung zur Prozession hinzu. Ab der Kapelle werden zusätzliche Fahnen und Kerzen mit in der Prozession getragen. Unter feierlichem Glockengeläut ziehen wir nach 16.00 Uhr in Barweiler in der Kirche ein. Dort werden wir vom einheimischen Pastor begrüßt und alle Pilger suchen die Quartiere auf. Auch in Barweiler haben wir direkt neben der Kirche bei Frau Rausch ein tolles Quartier. Hier werden wir mit leckeren Brötchen und Kaffee empfangen. Nach der Dusche ist noch etwas Zeit vor der Pilgermesse ein Glas Bier im Dorfgasthof Hüllen zu trinken. Hier treffen wir die Busund PKW-Pilger und auch die ersten Fußpilger. Der Pastor in Barweiler erzählt immer, dass Steckenborn die größte Pilgergruppe ist, die Barweiler und die Muttergottes mit der Lilie besucht. Die Pilgermesse wird musikalisch von den Barweilermusikanten mitgestaltet. In diesem Jahr hätten wir eigentlich zwei Konzertstücke spielen sollen. Leider waren wir hierfür nicht stark genug besetzt. Darum haben wir, das was wir können, herrliche Marienlieder gespielt und gesungen. An Ende der Messe wird das Licht in der Kirche ausgemacht und eine Litanei gesungen. Ich bin froh, dass dann das Licht aus ist, denn er Augenblick ist für mich immer sehr ergreifend. Nach der Messe trifft man sich vor der Kirche und verabschiedet die PKW- und Buspilger. Anschließend gehen wir in die Wirtschaft Hüllen und essen und trinken noch etwas und sitzen gemütlich zusammen.

Der dritte Tag beginnt um 7.00 Uhr mit der Messe. Anschließend ist Frühstück in den Quartieren und um 9.00 Uhr zieht die Prozession aus Barweiler aus. In diesem Jahr sind wir auf „falsche Wege“ geführt worden. Bisher in 260 Jahren Barweilerprozession ist nicht überliefert, dass sich die Prozession verlaufen hat, sicher noch nie in Barweiler. Böse Zungen behaupten, dass in den nächsten Jahren neue Rosenkranzgesetze gebetet werden, so z. B. „der den Motoradfahrer umgeworfen hat“ und „der die Prozession auf den falschen Weg geführt hat“. Andere wollen für 2011 Schilder in Auftrag geben, damit die Prozession nicht mehr vom Weg abkommt.

Es geht mit weniger als 100 Pilgern den Berg ins Ahrtal runter wieder hoch an Hoffeld vorbei bis Ahrdorf. Von dort über den Ahrtal-Fahrradweg aus dem Ahrtal zurück in Richtung Lommersdorf. Dort ist wieder Mittagspause und von da geht es weiter über Rohr, Tondorf zurück nach Engelgau. Hier kommen wir nach 17.00 Uhr an und verteilen uns nach einem kurzen Gebet in der Kirche in unsere Quartiere. Viele Pilger, die nicht in Engelgau schlafen, kommen montags mit dem PKW nach Engelgau, lassen das Fahrzeug dort stehen, gehen nach Barweiler und zurück nach Engelgau mit der Prozession und fahren dann mit dem PKW wieder nach Hause. Alle Pilger mit Quartier in Engelgau und besonders die Mädchen und Frauen, die mit wallfahrten, treffen sich Dienstags um 20.00 Uhr zum „Schmücken“ in der Gaststätte bei Hein. „Schmücken“ heisst, es werden Sträußchen mit roten Bändern gebunden, mit den die Musikinstrumente, das Kreuz, die Fahren, die Stäbe der Brudermeister und sogar die Begleitfahrzeuge am 4. Pilgertag geschmückt werden. Anschließend haben wir noch ein paar schöne Stunden in froher Runde zusammengesessen.

Mittwochs ist früh aufstehen angesagt. Um 6.45 Uhr ist hl. Messe und anschließend Auszug der Prozession. Beim Auszug ist es noch so Dunkel, dass die Noten der ersten Musiklieder „geraten oder auswendig gespielt werden müssen. Aber nach einer halben Stunde Fussweg ist soviel Licht, dass wir die Noten wieder lesen können. Der Weg führt uns zurück im Tal durch Nettersheim parallel zur Bahnstrecke Kall – Euskirchen wieder den Berg hoch in Richtung Keldenich. Dort auf der Höhe pfeift der Wind immer wieder frisch und wenn wir Keldenich hinter uns haben geht es bergab zur Kaffeepause nach Kall-Heistert. Der Weg führt uns dann wieder in Richtung Kermeter durch den Wald, an der Verkehrsinsel vorbei, wo der Motorradfahrer umgeworfen wurde zur Mittagsrast nach Wolfgarten. Am letzten Tag waren noch fast 80 Pilger in der Prozession. Nach der Mittagspause geht es weiter über den Kermeter an der Einmündung nach Mariawald vorbei bis zum Parkplatz. Dort ist die letzte Pause in der Prozession. Jetzt ist noch eine Stunde Fussweg bis zum Ufer am Rursee. Auch wenn es jetzt an manchen Stellen zwickt, zieht die Heimat einen nach Hause. Das Schiff der Rurseeflotte bringt uns nach Woffelsbach und von dort geht es mit Riesenschritten nach Steckenborn. Noch ein Berg, der nach Steckenborn hoch, ist zu bewältigen. Den Berg hoch habe ich manchmal das Gefühl ein Seil würde helfen, Steckenborn und die Barweilerkapelle zu erreichen. Dort werden wir von Bekannten und Freunden erwartet und begrüßt. Für die Kinder gibt es ein paar Süssigkeiten.

Dann zieht die Prozession festlich in die Kirche ein. Nach einem kurzen Dank von Pastor Stoffels an alle Teilnehmer und an alle, die dazu beigetragen haben, dass die Prozession reibungslos abgelaufen ist, geht Barweiler für dieses Jahr zu Ende. Vor der Kirche verabschiede ich mich von Vielen und hoffe, dass wir uns Barweiler 2011 wiedersehen. Die Musiker treffen sich anschließend noch im Probenraum von „Heimatecho“. Dort werden auch mit Ehemaligen noch ein paar Gläser Bier getrunken und über „dieses und jenes“ geplaudert.

Nun ist Barweiler für dieses Jahr wieder vorbei. Die Verabschiedung ist sehr herzlich und wenn nichts Außergewöhnliches dazwischen kommt ist Barweiler 2011 wieder fest im Terminkalender eingeplant.